Die Feuerwehr und ihre Ausrüstung – warum wird an der Sicherheit gespart?!?

Bild von www.feuerwehrleben.deEs ist nachts, vielleicht auch am frühen Morgen, mitten im Winter – drei Dutzend Männer werden von einem nervigen Piepsen geweckt, ziehen sich an und fahren mit leicht überhöhter Geschwindigkeit trotz Glatteis und Schneefall zum Gerätehaus, da ein LKW von der Straße abgekommen ist und jetzt im Graben liegt, der Fahrer vermutlich eingeklemmt und verletzt. Alles klappt wie am Schnürchen bis der Maschinist feststellt – das 37 Jahre alte LF will einfach nicht anspringen; ab jetzt kostet jede Sekunde um Hilfe zu gewährleisten vielleicht ein Menschenleben! Doch warum kommt es zu solchen Fällen?!? Es ist nicht selten in Deutschland, dass die Feuerwehr (so wie im fiktiven Beispiel oben) ein in die Jahre gekommenes Auto fährt, das Gerätehaus gleicht (vor allem in kleinen Gemeinden) ab und an einem Schuppen und bei manchen Schläuchen will man das Jahr der Beschaffung eigentlich gar nicht mehr wissen… Doch bei wem liegt die Schuld? Und was kann man dagegen unternehmen? Einfach wäre es natürlich, die Schuld auf die Gemeinde / Stadt zu schieben. Schließlich ist die Feuerwehr “eine der Nächstenhilfe dienende Einrichtung der Gemeinde”. Diese hat die Kosten für Ausrüstung, Ausbildung und Bekleidung zu übernehmen, verfügt aber in den meisten Fällen nur über ein begrenztes Budget für die Feuerwehr. Außerdem ist es selten der Fall (zumindest in Städten), dass Mitlieder des Gemeinderates auch (aktiven) Dienst in der Feuerwehr verrichten und somit ein Gefühl dafür entwickeln, wann Neuanschaffung sinnvoll bzw. notwendig sind. Als eine externe Kraft schätzt man ein Fahrzeug nicht als unbrauchbar oder veraltet ein, wenn man eine Jahreslaufleistung von <1000 km betrachtet. Erst, wenn aufgrund von Reparaturkosten oder einem Folgeschaden auch Experten bestätigen, dass eine Neubeschaffung empfehlenswert sei, wird gehandelt. Das hat aber einen Grund: Extrem hohe Preise! Egal was man beschaffen möchte oder muss, alles mit dem Aufdruck Feuerwehr ist relativ teuer. Ob hier nun der Fahrzeugaufbau oder ein Rollcontainer gemeint ist, selbst Material für die Türöffnung kostet im “Feuerwehrkostüm” gerne einmal das doppelte des Ladenpreises. Solche horrenden Summen schrecken natürlich ab. Es ist logisch, dass eine Kleinstadt mit 5.000-25.000 Einwohnern nicht alle 2 Jahre ein neues Fahrzeug für mehr als 400.000 Euro beschaffen kann.

Doch was kann man an der Situation ändern???

Natürlich reicht es nicht, nur die Gründe aufzuzählen. Ich will hier einen Lösungsweg vorstellen, über den ich recherchiert habe: den Feuerwehr-Förderverein. Doch warum überhaupt ein Förderverein? Häufig gibt es in Deutschland die Möglichkeit, als passives Mitglied einer Wehr diese mit kleineren oder größeren Spenden zu unterstützen. Da es sich bei der Feuerwehr aber um eine Einrichtung der Stadt handelt, ist dies eigentlich verboten! Der Bauhof oder das Standesamt dürfen schließlich auch keine Spenden annehmen. Eine Straftat kann man mit der Gründung eines Fördervereins umgehen. Dieser ist gemeinnützig (rechtlich kein Problem) und kann so zusätzliches Geld aufbringen, um die Feuerwehr bei der Beschaffung von Fahrzeugen, Ausrüstung und Bekleidung oder selbst beim Neubau eines Gerätehauses zu unterstützen. Vorher muss natürlich die Gemeinde in den Gründungsprozess mit eingebunden werden, dann steht allerdings einer Mitfinanzierung der Feuerwehr durch Dritte nichts mehr im Wege.

Meine abschließende Frage an euch: Welche anderen Lösungswege haben sich bei euch in der Feuerwehr bewährt und falls ihr einen gut laufenden Förderverein habt, über welche Beschaffungen konntet ihr euch schon freuen? Schreibt’s in die Kommentare!

 

PS: Hier einige Quellen: http://www.foerdervereinforum.de/t4f4-Wozu-braucht-die-Feuerwehr-einen-Foerderverein.html http://www.foerderverein-feuerwehr-goslar.de/index.php?option=com_content&task=view&id=183&Itemid=54

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12 Gedanken zu “Die Feuerwehr und ihre Ausrüstung – warum wird an der Sicherheit gespart?!?

  1. Einen Förderverein gibts bei uns in der Wehr (1600 Einwohner Dorf – gesamte Stadt hat insgesamt ca. 5600 Einwohner!) schon seit bestimmt über 20 Jahren – nur ist die Frage ob der für feuerwehrtechnische Anschaffungen zuständig ist?! Wer haftet, wenn ein selbst beschafftes Ausrüstungsstück versagt, wer kommt für Ersatz auf – der Förderverein oder die Gemeinde…

    Wir veranstaltet einmal im Jahr einen Frühschoppen für die Öffentlichkeit, früher auch mal eine Fete und rechnen unseren eigenen internen Veranstaltungen über den Verein ab. Gelegentlich schaffen wir auch Aussattung fürs Gerätehaus an, die dann aber meist auch “neben der Feuerwehrtätigkeit” von uns benutzt wird (Beamer, Spülmaschine, Gläser etc.).

    Der Vorteil eines Fördervereins ist ja nur, dass man die einen Finanzen ordentlich abwickeln kann.

  2. Also wir haben auch einen förderverein seit letzten jahres.Der Förderverein dient eigentlich dazu die kasse der feuerwehr durch einennahmen von veranstaltungen etc. zu füllen oder halt durch spenden….Aber für anschaffungen von Ausrüstung ist normalerweise die gemeinde zuständig

  3. Ein Förderverein ist zwar eine gute Idee, aber in einer kleinen Gemeinde mit 1000 Einwohnern und wenig Gewerbe lohnt sich das nicht. Die Summe die da gesammelt werden über Jahre sind minimal, um ein Fahrzeug mit zu finanzieren müsste da 20 bis 30 Jahre gesammelt werden.
    Ausrüstungsmaterialien wie Bekleidung und technische Ausstattung in geringen Masse wird meist noch von den Gemeinden bezahlt, aber wenn es schon um eine Neubeschaffung von Tragkraftspritzen, Funkgeräten, Atemschutztechnik und Gerätschaften über 2000 € geht wird es schwierig.
    Eine Lösung wer, wen die Gelder für die Feuerwehr auch vom Bund für die Gemeinden kämen.

  4. Wir haben in unserer Gemeinde ein ganz ähnliches Problem. Wir haben eine Schwerpunktwehr und eine Stützpunktwehr. Von dem eh schon sehr geringem Büget wird nahezu alles in unsere Schwerpunktwehr gesteckt. Diese ist wirklich gut ausgerüstet, während die anderen kleinen Wehren auf dem Dorfe mit ihren uralten TSFs auskommen müssen. Bei einem Verkehrsunfall zum Beispiel kann nur unsere Schwerpunktwehr hydraulische Rettungsgeräte vorweisen und alle Ortswehren sind quasi zum nichts tuen verdammt. Hier stellt sich doch de Frage wiso das eh schon knappe Geld nciht in die Anschaffung zeitgemäßer LFs genutzt wird. Und selbst wenn neue Fahrzeuge gekauft werden sind diese meistens alte von anderen Wehren ausgemusterte Fahrzeuge wo man als Feuerwehrmann doch denkt: “Das kann nicht sein.” Für unser “neues” TSF (was eigentlich gleich ein LF hätte werden können) hatte unsere Wehr ein Büget von 35.000 € was für ein Feuerwehrfahrzeug ein Witz ist. Meiner Meinung nach darf nicht am falschen Ende gespaart werden. Denn wie schon so schön gesagt wurde: “Irgendwann merken sie, dass geld kein Feuer löscht.”

  5. Ich finde, man muss unterscheiden, was die Feuerwehr als Basisausstattung und als “Nice-to-have”-Ausrüstung hat oder haben möchte.

    Wenn ein Löschfahrzeug – wie im Beitrag aufgeführt – den Dienst verweigert, dann kann nur die Gemeinde in der Pflicht sein. Dann ist es der falsche Weg, eine Ersatzbeschaffung über den Förderverein zu realisieren.

    Wie Dominik geschrieben hat, ist es ja auch eine Haftungs- und Versicherungsfrage, wenn nicht der Träger der Feuerwehr eine Beschaffung durchführt.

    Die Ausrüstung im Feuerwehrgerätehaus, wie eine Computeranlage, Faxgeräte, Beamer, Fernseher und Co. wären dann die bessere Lösung durch den Förderverein.

    • Wie Oliver schon sagt: Wenn etwas wirklich unbrauchbar ist, dann wird es ausgemustert und durch die Gemeinde neu beschafft, da gibts nichts dran zu rütteln.

      Bei uns in der Gemeinde wird auch kein LF 37 Jahre alt. Nach 25 Jahren ist Schluss, wenn das Auto noch fit ist wird es entweder über den Verein weiterbetrieben, evtl. wird noch gewartet bis eine absehbar erscheinende neue Generation des Fahrzeugstyps auf den Markt kommt, oder wir kriegen eben ein neues.

      Und wenn ein Förderverein ein Fahrzeug beschafft, dann muss es ja auch kein nagelneues sein, meine alte Feuerwehr hat sich vor einigen Jahren ein altes LF8 gekauft und in Eigenregie restauriert. Wer will der kann.

      Natürlich ist es oft schade, wenn man einen Feuerwehrversand entdeckt und da mal rumstöbert, was der Markt bietet und was alles praktisch wäre zu haben. Liegt aber eben daran, dass es genug Feuerwehren gibt, die die Finanzkraft haben, auch wenn das in der Regel keine Freiwilligen sind. Da muss man dann eben überlegen, ob man bereit ist, sich persönliche Ausrüstung selbst anzuschaffen, oder ob man damit lebt, was man hat.

  6. Sorry, aber das ist ein ganz ausgemachter Schmarrn, wenn man dem Bürgermeister nur ein einziges Mal zeigt, dass der Förderverein ein MZF etc. finanziert hat, dann wirds zukünftig noch weniger Geld für die FW geben. Das so sicher, wie das Amen in der Kirche. Für die Ausstattung der Feuerwehr ist die öffentliche Hand zuständig!!!
    Ich bin selbst 2. Vorstand eines FW-Vereins, und sperre mich gegen jede Ausgabe, die in den Bereich der Gemeine fällt.
    Wäre ja noch schöner, wenn ich als ehrenamtlicher Feuerwehrler noch selbst Spenden und Mitgliedsbeiträge dafür ausgebe, damit sich die Gemeinde Geld spart.
    Ich glaub, es hakt…
    Sorry, aber das bringt mich jetzt grad ganz weit die Palme hoch

  7. Dann versuche mal in Sachsen einen Verein zu gründen. Sachsen ist das einzige Bundesland, welches eine Gemeinnützigkeit bei einem Verein für die Feuerwehr, nicht anerkannt wird. Hier steht in den Statuten des Innenministeriums ganz klar geschrieben das die Feuerwehr und alle Dinge die damit zu tun haben Aufgabe der Gemeinde/Stadt sind.

  8. Der Förderverein ist eine sinnvolle Einrichtung für Aufgaben über die normalen Anschaffungen hinaus. Wenn ich also “Luxus” haben möchte ist er sehr sinnvoll, aber er darf nicht dazu führen, dass Gemeinden aus der Pflicht genommen werden.
    Aber um Gelder zu bekommen können auch mal Feuerwehren hinterfragt werden. Wenn ich mir zum Beispiel überlege eine Ortschaft mit 100 Einwohnern und vielleicht 5 aktiven, ist nur ein geringer Nutzen, aber ein hoher Aufwand. Ja wir brauchen manchmal jede helfende Hand, aber in der heutigen Zeit sollte man auch mal andere Gesichtspunkte geltent machen.

  9. In unserer Feuerwehr muss unser 40 Jahre altes LF8 / TS „Robur“ ersetzt werden. Auf eine Ersatzbeschaffung hätten wir noch lange warten müssen. Doch durch das Ziel 3 Projekt können wir noch in disem Jahr ein neues StLF 10/6 (Ziegler) auf Unimog U 5000 beschaffen. Im Rahmen dieses Ziel 3 Projektes arbeiten die Gemeinde Neukirch, die tschechische Gemeinde Vilemov und die Stadt Wilthen zusammen. Dabei steht der grenzübergreifende, präventive und operative Hochwasserschutz an erster Stelle. Das Erstellen gemeinsamer Pläne zur gegenseitigen Hilfeleistung bei Hochwasserereignissen, das Beschaffen der dafür notwendigen Technik und selbstverständlich die gemeinsame Ausbildung an dieser Technik, stehen im Mittelpunkt des kameradschaftlichen Handelns der 3 Partnerwehren. Wilthen bekomt ein StLF 10/6, Neukirch ein HLF 20/16 und Vilemov erhält das vom HLF ersetzt LF 16/12.

  10. Fahrzeuge oder Einsatztechnik bis hin zur Bekleidung gehören nicht von einem Förderverein beschafft zu werden. Die Leistungsfähigkeit und Einsatzbereitschaft ist aufgabe der Gemeinde. Eine Pflichtaufgabe!!!!! Der neue Kunstrasenplatz für den Sportverein ist eine Freiwillige Aufgabe. Man muss dem Bürgermeister ruhig mal mit aller Konsequenz klarmachen das der Kunstrasenplatz keine (Freiwillige) Behörde ist die Nachts um halb drei seinen Bürgern, die wiederum Steuergelder für ihre Sicherheit zahlen, das Leben oder die Existenz schützt. Soll jetzt nicht heissen dass ich Fördervereine unnütz finde, nur sollte man überlegen ob man der Gemeinde Finanzielle Verpflichtungen abnimmt oder nicht lieber doch mit den Kameraden nett essen geht.

  11. Ich denke bei sowas ist nicht ein Förderverein zuständig, in sachen beschaffung sollte die Führungsgruppe ständigen Kontakt mit der Gemeinde halten, es gibt ja auch die netten zuschüsse vom Land/Bund. Unsere Wehr hat auch einen Feuerwehrbedarfstplan undem alschaffungen geregelt sind und der ständig überarbeitet wird. Somi werden Anschaffungen geregelt. Durch die gute zusammenarbeit konnten wir auch die neubeschaffung von unoformen, einem neubau eines Feuerwehrhauses (zusammenlegung von 5 ortswehren) und einer beschaffung eines HLF 20/16 ermöglichen. Nur das kann Passieren wenn alle zuständigen uin regelmässigen abständen kooperativ arbeiten und ggf. erneuern.

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